Lernen von und mit "Maja" und "Sally"

 

Gib dem Menschen einen Hund

und seine Seele wird gesund.

                                                                                                   (Hildegard von Bingen)

 

1.

Grundsätzliches zur tiergestützten Pädagogik

Tiergestützte Pädagogik bedeutet eine Unterstützung der pädagogischen Arbeit durch Tiere. Wer Kinder betrachtet, erkennt schnell, dass sie sehr frei und unbeschwert auf Tiere zugehen. Der Zugang ist häufig spontan und mit hoher Motivation unterlegt.

Menschen und Tiere kommunizieren vergleichbar. Das Zusammenleben mit Tieren verbessert nicht nur die Fähigkeit zur Kommunikation, sondern es stärkt auch die Entwicklung von Mitgefühl. Tiere können in der menschlichen Entwicklung eine wichtige Rolle einnehmen, da sie z.B. kein Urteil über Kinder fällen. Für sie zählt nur die ehrliche Zuneigung, und sie wenden sich nicht von behinderten oder leidenden Menschen ab. Tiere können deshalb Erfahrungen vermitteln, die das Selbstvertrauen stärken und einen Anstieg der Selbstachtung hervorrufen.

2.

Erfahrungen mit der hundegestützten dagogik in Schulen (Hupäsch)

Es gibt mittlerweile zahlreiche Schulen, insbesondere Förderschulen, Grundschulen und Hauptschulen, die langjährige Erfahrungen haben und zahlreiche Publikationen. Die Ergebnisse dieser Arbeit mit Hunden lassen sich wie folgt zusammenfassen:

 

Schulhunde können helfen beim Abbau von:

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Angst

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Hyperaktivität (ADS und ADHS)

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Unausgeglichenheit

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Sprachstörungen

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Einsamkeit und Langeweile

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Schulhunde unterstützen

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die Förderung aller Sinne durch Stärkung der Wahrnehmung sowie der     Kommunikationsfähigkeit

(Wichtig an der Grundschule Sutthausen, da die Lernausgangslage immer wieder verstärkten Unterstützungsbedarf im Wahrnehmungsbereich zeigt und dies einen großen Teil unseres Förderunterrichtes ausmacht)

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Förderung der Fein- und Grobmotorik

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Entwicklung sozialer und emotionaler Kompetenz, SchülerInnen sind später in der Regel teamfähiger

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Stärkung des Selbstwertgefühls und Aufbau eines positiver Selbstkonzepts

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Förderung der Konzentrationsfähigkeit, Kreativität und Fantasie

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Stärkung des Durchhaltevermögens

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Erfüllung von Bedürfnissen nach Wärme, Nähe und Zusammensein

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Förderung des allgemeinen Wohlbefindens

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Aufbau von Vertrauen und Eingehen von Beziehungen

 

3.  

Warum ein Hund an unserer Schule ?

Viele Kinder sind unsicher im Umgang mit Hunden oder entwickeln Ängste, insbesondere vor großen, freilaufenden Hunden. Hier kann (auch) in der Schule über einen möglichst besonders ausgebildeten Hund eine Beziehung aufgebaut werden, Kommunikation gefördert und empathisches Miteinander gelernt und erlebt werden. Man lernt Verhaltensregeln exemplarisch kennen und anwenden, die sich übertragen lassen. Durch das ruhige und unaufdringliche Verhalten des Schulhundes können auch ängstliche Kinder langsam und im eigenen Tempo Kontakt herstellen und positive Erfahrungen sammeln. Dabei muss der Respekt gegenüber unseren Mitmenschen, der uns umgebenden Natur mit Tieren und Pflanzen und all ihren Bedürfnissen als Ausgangsbasis für das Leben gelten.                                                           

Hier ergänzt die hundegestützte Pädagogik die Umweltorientierung in unserem Schulprofil.

Insbesondere Hunde, die soziale Rudelwesen sind, bieten Kindern echte Kommunikation an. Hunde nehmen Menschen an, wie sie sind, ohne Urteile auf Grund der äußeren Erscheinung. Deshalb gehen die meisten Schüler auf einen Hund viel schneller zu als auf einen unbekannten Menschen. Für Kinder mit Kontaktschwierigkeiten ergibt sich damit eine besondere Chance.

Im Umgang mit dem Hund kann das genaue Beobachten von Mimik und Körpersprache auch auf Mitmenschen übertragen werden und Sozialkontakte positiv beeinflussen. Ein Hund wirkt auch auf die Kommunikation der Kinder untereinander über das Tier und fördert dadurch Kontakte.

Die Zuwendung des Hundes und sein Befolgen von Befehlen wirkt sich positiv auf das Selbstwertgefühl der Schüler aus, da sie sich uneingeschränkt als Person angenommen fühlen und lernen eigene Anliegen mit der notwendigen Entschlossenheit vorzutragen.

Auch Rücksichtnahme, die die Schüler dem Hund gegenüber zeigen, kann auf Mitschüler übertragen werde. Hunde reagieren auf rücksichtsloses Verhalten mit vorsichtigem Rückzug, wenden sich dann aber bei Verhaltensänderung dem Kind wieder zu. Das macht Kritik leichter annehmbar, denn es findet kein Vorwurf statt.

In Studien zeigte sich, dass allein durch die Anwesenheit eines Schulhundes die Atmosphäre in der Klasse freundlicher und lockerer wurde. Die Kinder verhielten sich weniger laut, waren der Lehrperson gegenüber aufmerksamer und konnten besser ihre Streitigkeiten schlichten.

 

4.  

Notwendige Rahmenbedingungen

Unsere Schulhunde Maja und Sally leben in der Familie von Frau Mönkediek und Frau Lade und begleitet diese etwa einmal die Woche in die Schule. Beide Lehrerinnen sind mit Hunden groß geworden, so dass viele Jahre Hundeerfahrung vorliegen.

Die Gesamtkonferenz und der Schulvorstand sowie die Landesschulbehörde haben dem "Projekt Schulhund" zugestimmt. Das Gesundheitsamt und die Haftpflichtversicherung sind ebenso informiert, wie natürlich der Tierarzt, der über ihren Gesundheitszustand wacht. Selbstverständlich werden Maja und Sally regelmäßig geimpft, entwurmt und vorbeugend gegen Parasiten wie Zecken und Flöhe behandelt.

5.  

Wie sollte ein Schulhund sein?

Ein Schulhund begleitet den Lehrer regelmäßig im Unterricht. Nicht jeder Hund ist als Schulhund geeignet. Er darf kein Störfaktor in der Schule sein und die Aufmerksamkeit des Lehrers nicht gravierend vom eigentlichen Unterrichtsgeschehen ablenken. Es gibt aber keine bestimmte Rasse, der ein Schulhund vorzugsweise angehören sollte. Wichtig ist vielmehr, dass er

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keinerlei aggressive Ausstrahlung besitzt

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sich am Menschen orientiert

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über einen guten Grundgehorsam verfügt

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ein ruhiges Wesen hat

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absolut verträglich mit Kindern ist

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keinerlei Beißansätze zeigt

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nicht außergewöhnlich geräuschempfindlich ist

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nicht zu starker Speichelabsonderung neigt

 

Maja ist ein Labrador, also ein Jagdhund, dessen Aufgabe es ursprünglich ist, u.a. geschosssenes Wild aus dem Wasser zu apportieren. Auch Maja liebt Wasser. Labradore eignene sich für vieel weitere Aufgaebn und werden als Blindenhunde, Rettungs- und Spürhunde eingesetzt, sehr häufig auch in der tiergestützten Arbeit, also als Therapiehund und eben auch Schulhund. Labradore sind aktive, arbeitsfreudige Hunde, die Menschen lieben, insbesondere Kinder.

Sally ist ein Old English Sheepdog (OES) oder oft auch Bobtail genannt. Wie der offizielle Name schon sagt, ist Sally ein Hütehund. Old English Sheepdogs besitzen ein ruhiges, angenehmes und gelassenes Wesen. Sie bewahren auch in neuen Situationen die Ruhe. Dabei sind sie aufgeschlossen und voller Neugier. Sie sind intelligent und lösen gerne Aufgaben. Es dauert geraume Zeit, bis ihnen der "Kragen platzt", deshalb ist der Bobtail ein idealer Kinderhund, voller Geduld und verschmust. Im Haus sind Old English Sheepdogs viele Stunden ruhig, ohne zu stören, spielen und toben draußen aber gerne bis ins Alter.

Beide Hündinnen nehmen an regelmäßigen Austausch- und Weiterbildungstreffen für Schulhunde teil.

 

6.  

Einsatz von Maja und Sally

Neben der wöchentlichen Teilnahme an einzelnen Unterrichtsstunden begleiten die beiden Hiundedamen je nach den Gegebenheit Projektwochen und Ausflüge. Außerdem  "leiten" sie die Hunde-AG, in der die Schülerinnen und Schuler einen Hundeführerschein erwerben können, also den richtigen Umgang mit Hunden trainieren. 

Grundvoraussetzung für einen positiven Effekt beim Einsatz des Schulhundes muss die Festlegung und Einhaltung von Regeln sein.

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Der Hund ist auf dem Schulgelände und im Gebäude angeleint.

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Kein Kind wird genötigt, Kontakt aufzunehmen.

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Kinder mit Angst werden ganz behutsam an die Begegnung mit dem Hund   herangeführt.

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Im Klassenraum darf der Hund dann frei laufen, wenn alle Kinder dies wünschen,    ebenfalls bei bestimmten Übungen auf dem Gelände.

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Die Klasse, in der Frida sich frei bewegt, ist draußen mit einem Schild gekennzeichnet.

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Kinder mit Allergien werden besonders beobachtet. Erfahrungswerte aus Schulen mit langjähriger Praxis mit Schulhunden haben ergeben, dass selbst dort, wo eine bekannte Tierhaarallergie vorlag, sich diese nicht auch zwangsläufig beim Schulhund zeigen muss. Gegenfalls kann durch Einnahme eines für den Hund völlig unschädlichen Präparates, die allergische Reaktion verhindert, bzw. sehr eingeschränkt werden.

 

Bitte informieren Sie uns, wenn bei Ihrem Kind eine Tierhaarallergie vorliegt.

 

 

Natürlich müssen auch von den Kindern Regeln beachtet werden. Diese werden immer wieder besprochen und sind im Klassenraum sichtbar ausgehängt. (s. Regeln in der Schule)

 

Den Ausführungen liegen zu Grunde:

Lydia Agsten: Hunde in die Schulen - und alles wird gut!?

Patricia Führing, Lydia Agsten, Martina Windscheif: Praxisbuch Hupäsch

VDH, Zwölf Regeln für den Umgang mit Hunden

www.schulhundweb.de